Luzerner Fasnacht

Luzerner Fasnacht – was ist das eigentlich?

Für Gäste von ausserhalb hier ein Überblick zur Luzerner Fasnacht von Franz Bossart, Geschichtslehrer an der Kantonsschule Luzern, ehemaliger Archivar der Zunft zu Safran.Fasnacht1

Die Luzerner Fastnacht ist wohl in ihrer geschichtlichen
Entwicklung, in Eigenart und Vielgestaltigkeit, im urwüchsigen, kraftvollen Ausbruch der kakaphonischen Rhythmen, im tagelangen mitreissenden und fast ekstatischen Tanz der Jugend auf dem Rathausplatz unter all den traditionellen Fasnachtsbräuchen der Innerschweiz einmalig, weshalb sie von Jahr zu Jahr mehr Besucher aus dem In- und Ausland anzieht.

Die echten Luzerner Fasnächtler sehen zwar diese fasnachtstouristische Entwicklung nicht so gern, weil sie befürchten, dass die prachtvollen, farbenfrohen Fantasiegestalten am Reussquai eines Tages in photographierenden und blitzenden Touristentrauben untergehen.

Die drei “verreckten” Tage von Luzern

Das Luzerner Fasnachtsdatum richtet sich nach der jahrhundertealten katholischen Fasnacht. Im Jahre 325 legte das Konzil von Nicea Ostern auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond fest. Der vorausgehende Sonntag ist der Palmsonntag. Von diesem vierzig Tage zurückgerechnet, findet man den Aschermittwoch (vierzig Tage Fastenzeit). Die Tage vor dem Aschermittwoch sind die Fasnachtstage, laut kantonalem Gesetz der Schmutzige Donnerstag, der Güdismontag und der Güdisdienstag.

Die Bedeutung der Fasnachtsnamen

Der schmutzige Donnerstag hat seinen Namen von Fett. “Schmutz” bedeutet im Dialekt “Fetter Donnerstag”. Schon in alter Zeit durfte auf den Bauernhöfen die “Metzgete” im ausgehenden Winter nicht fehlen. Zu den fetten Würsten gab es zum Nachtisch jeweils Ziegerkrapfen, Schenkeli und “Chneublätze” (Fasnachtsküechli), also eine sehr kalorienreiche Kost, die Reserven für die kommende Fastenzeit bilden musste.

Güdisdienstag ist von “Güdel” abgeleitet. “Güdel” bedeutet Magensack, Bauch, Wanst. Man hat sich auch an diesem Tag nochmals so richtig den Bauch gefüllt, bevor man die vierzig Fastentage vor Ostern antrat.

Die heutigen Fasnachtsumzüge in Luzern

Fasnacht2Die grossen belehrenden Schauumzüge dauerten bis in die Vorkriegszeit. Als nach einem sehr aufwendigen Umzug (1922) die Safranzunft in den daurauffolgenden Jahren nur den Fritschiwagen fahren liess, gründeten ein paar unternehmungslustige Fasnächtler im Weyquartier (nahe der Hofkirche) eine neue Zunft, die Weyzunft (1927), mit dem Ziel, künftig am Güdismontag einen eigenen Weyumzug zu gestalten, womit man die Lokalpolitiker auf die Schippe nehmen und lustige Ereignisse aus dem Luzerner Jahresablauf persiflieren wollte.
Nachdem sich der Fritschiumzug am Schmutzigen Donnerstag und der Weyumzug am Güdismontag jahrelang konkurrenzierten und beiden Veranstaltern einen grossen Aufwand bescherten, gründeten die vier Gesellschaften Zunft zu Safran, Maskenliebhabergesellschaft, Gesellschaft Fidelitas und Weyzunft 1951 das Luzerner Fasnachtskomitee, das fortan die Vorbereitung und Durchführung des einen und selben Fasnachtsumzuges übernahm.

Dieser unterschied sich an den beiden Fasnachtstagen nur noch in Nuancen: Am Schmutzigen Donnerstag, also an der Fritschifasnacht, bildet der traditionelle Fritschiwagen den Abschluss, und am Güdismontag, dem Tag der Weyzunft, fährt der Wey-Frosch am Schluss des Zuges.

Die heutige Strassenfasnacht

Wenn am Schmutzigen Donnerstag Bruder Fritschi mit seinen Begleitern morgens um 5 Uhr auf den Fritschibrunnen auf dem Kapellplatz steigt und der noch ruhig sich zurückhaltenden Menschenmenge auf dem Kornmarkt zuwinkt und mit dem Urknall die Fasnacht eröffnet, dann verwandelt sich die Leuchtenstadt an der Reuss zu einem brodelnden Hexenkessel.

Hunderte von Guggenmusikern blasen und schränzen aus Leibeskräften oder schlagen auf die Trommeln und Pauken. In allen Gassen der Altstadt beginnt es zu rumoren und schmettern, und über die Brücken ziehen die Gruppen in den buntesten Farben und Gewändern. Auf dem Kornmarkt beginnen Fasnächtler jeden Alters zu tanzen und hüpfen, zu wippen und klatschen. Das wilde ekstatische Drehen und Wogen hört nicht auf, bis der Aschermittwoch und die beginnende Fastenzeit wieder alle zur Ruhe bringt!

Fasnacht3Ein Teil der Guggenmusiken nimmt an den nachmittäglichen Umzügen teil. Der weitaus grösste Teil der Guggenmusiken zieht schränzend durch die Strassen und Gassen der Innenstadt und gibt da ein Konzert und dort ein Ständchen und nimmt hier ein Glas Weissen, dort einen Kafi Träsch.

Es gibt aber auch Gruppen, die gar nicht musizieren, sondern auf einem grösseren Platz in Anlehnung an die Commedia dell′ Arte auf und neben geschmückten Karnevalswagen ein Spiel aufführen oder zum Vergnügen der Zuschauer irgendwelchen Mummenschanz treiben. Vor allem am Reussquai ziehen Einzelmasken langsam und bedächtig an den Zuschauern vorbei und lassen ihre Figur leben durch Gebärden, Tanz und Bewegung. Es ist erstaunlich, mit welcher Phantasie und Kreativität die Maskeraden zur Darstellung kommen.

Der Monsterkorso

Den fulminanten Abschluss der Luzerner Fasnacht bildet das grosse Monsterkonzert vom Güdisdienstagabend, das zwar nicht wie vor vielen Jahren ein gemeinsames Musizieren aller Guggenmusiken ist, sondern ein grossartiger nächtlicher Umzug der Gugger mit Lichtern und Laternen.

Nach dem Monsterumzug ziehen die Gruppen kreuz und quer durch die Innenstadt und lassen nochmals mit vereinten Kräften die Gassen erdröhnen und die Wände der Alstadthäuser erzittern. Mit dem anbrechenden Morgen des Aschermittwochs verebbt der grandiose Spuk; und es kehrt langsam wieder der normale Alltag in die Stadt am See zurück.

Bis gegen Mittag ziehen noch vereinzelte müde Fasnächtler langsam über die Kapellbrücke in die Aussenquartiere ihrem Heim entgegen. Ab und zu hört man noch einen letzten Paukenschlag, dann verstummt die Fasnacht wieder für ein Jahr.
Die Wintergeister sind ausgetrieben –
der Frühling kann in Luzern bald Einzug halten.

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von Franz Bossart. Quelle: Luzern Tourismus AG, www.luzern.org mit vielen interessanten Informationen über Luzern.
Links zur Luzerner Fasnacht

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Kreativität an der Luzerner Fasnacht seit 1970